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Herausforderungen und Lösungen für BYOD

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Herausforderungen und Lösungen für BYOD

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Ab 2021 setzen zehn Kantone auf Bring-Your-Own-Device (BYOD) in der Sekundarstufe 2

In einer Welt, in der alles in einem rasanten Tempo schneller, grösser (manches auch kleiner) und digitaler wird, ist es eine grosse Herausforderung für Bildungsinstitutionen und Lehrpersonen das Digitale in den Unterricht zu integrieren. Beat Döbeli Honegger von der PH Schwyz spricht von einem Leitmedienwechsel und vermutet, dass die Einführung des Computers die Gesellschaft verändert, wie die anderen Leitmedien (Sprache – Schrift – Buchdruck) zuvor auch. Um jedoch das Potential des Leitmedienwechsels abschöpfen zu können, bedingt es einer Anpassung der geltenden (Schul-)Struktur und Kultur. Daher ist es für die Schweizer Schülerinnen und Schüler (SuS) entscheidend sich früh und in unterschiedlichen Settings mit den neuen Medien vertraut zu machen, um einen sicheren und nachhaltigen Umgang zu erlernen.
Immer wie mehr Schulen setzen darauf, dass die SuS ihre eigenen Computer mit in den Unterricht nehmen. Man spricht dann von Bring Your Own Device, was übersetzt so viel heisst wie: „Bring dein eigenes Gerät mit“. Das BYOD-Konzept sagt aber nicht aus, wie schlussendlich der mitgebrachte Computer eingesetzt werden soll, sondern lediglich auf welche Art und Weise er den Weg in das Klassenzimmer findet. Der didaktisch und methodisch sinnvolle Einsatz ist ein anderes Thema – ein sehr wichtiges sogar, aber ist nicht Bestandteil von diesem Artikel. Dieser Artikel zieht einen Vergleich der Deutschschweizer Kantone zum BYOD-Umsetzungsstand auf der Sekundarstufe 2, beleuchtet die BYOD-Herausforderungen und gibt jeweils Lösungsvorschläge.

Stand der BYOD-Einführung an der Sekundarstufe 2 in Deutschschweizer Kantonen

In den kantonalen Behörden der Sekundarstufe 2 ist die BYOD-Einführung omnipräsent. Dass man sich dem Thema annehmen muss, scheint bei praktisch allen Deutschschweizer Kantonen mittlerweile angekommen zu sein. Die Recherche von sieber&partners zeigt aber auch auf, dass die Ausgestaltung, Umsetzungsgeschwindigkeit oder Positionierung unterschiedlich sind. Abbildung 1 illustriert die Ergebnisse des gemachten Abgleichs. In dunkelroter Farbe sind diejenigen Kantone gekennzeichnet, die schon länger oder spätestens ab 2021 auf ein kantonales BYOD-Konzept in der Sekundarstufe 2 setzen, d.h. sie verfügen über eine Strategie mit einer definierten Deadline ab wann das Konzept an den entsprechenden Schulen eingeführt wird. Die hellrot markierten Kantone verfügen zwar bereits über Schulen, die mit BYOD unterrichten. Die flächendeckende Einführung ist – im Gegensatz zu den dunkelroten Kantonen – nach 2021 angedacht. Bei den Kantonen Bern und Schwyz geben die Behörden eine offizielle Empfehlung zur BYOD-Einführung heraus und bieten Unterstützung für die Schulen an, die das Konzept implementieren möchten. Im Vergleich zu den beiden anderen Kategorien gibt es aber keine definierte Frist zur Einführung. Zu den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Schaffhausen liegen keine offiziellen Informationen vor.

Abbildung 2: Stand der BYOD-Einführung auf der Sekundarstufe 2 in der Deutschschweiz (Eigendarstellung).

Abbildung 2: Stand der BYOD-Einführung auf der Sekundarstufe 2 in der Deutschschweiz (Eigendarstellung).

 
Tabelle BYOD.jpg
 

Hinweis an Leser*innen: Der Abgleich wurde anhand einer Internetrecherche erstellt. Sind Sie nicht der gleichen Meinung oder haben Sie andere kantonale Informationen/Quellen, würden wir uns freuen, wenn Sie diese mit uns teilen. Die Kontaktdaten finden Sie am Ende des Artikels. Wir planen den Abgleich zu wiederholen, um allfällige Veränderungen aufzeigen zu können.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Die Einführung des BYOD-Konzepts bringt neben den Chancen auch gewisse Herausforderungen, die sich der Schule und/oder den Lehrpersonen plötzlich stellen. Im folgenden Abschnitt folgt eine nicht abschliessende Liste von Herausforderungen, die den Schulen und den Lehrpersonen bewusst sein sollten, wenn die SuS aufgrund von BYOD ihren eigenen Computer in die Lektionen mitnehmen:

  • Chancengleichheit
    Für die Schulen ist es zentral die Chancengleichheit zu bewahren. Mit der Einführung von BYOD kommen aber gleich mehrere Punkte auf, die unter dem Aspekt der Chancengleichheit behandelt werden sollten:

    • Mindestanforderungen

      Damit die Ziele von BYOD erreicht werden können und das digitale Arbeiten überhaupt erst möglich wird, müssen die SuS im Besitz eines geeigneten Gerätes sein. Dieses muss am Schulbeginn zur Verfügung stehen und gewisse Fähigkeiten aufweisen.

      • Betriebssysteme

        Wenn die SuS ihren privaten Computer mitbringen, werden zwar die meisten ein Windows Betriebssystem installiert haben, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit tauchen auch Apple-Produkte mit dem macOS-Betriebssystem im Klassenzimmer auf. Es kann sogar sein, dass vereinzelt auch das Linux-Betriebssystem vorkommt. Ist also nichts geregelt oder vorgeschrieben, müssen sich die Schulen und vor allem auch die Lehrpersonen auf solche unterschiedlichen Ausgangslagen pro Klasse vorbereiten.

      • Geräteeigenschaften

        Mit unterschiedlichen Geräten gibt es entsprechend unterschiedliche Geräteeigenschaften. Der Schule muss bewusst sein, dass sich Unter-schiede bei Akkulaufzeit, Speicherkapazitäten, Prozessor- und Grafikkarteneigenschaften usw. auf den Unterricht auswirken können. Je geringer die Akkulaufzeiten desto mehr Steckleisten müssen vorhanden sein, damit die Notebooks während dem Einsatz im Unterricht aufgeladen werden können. Bei zu kleinen Speicherkapazitäten besteht die Gefahr, dass unter Umständen keine zusätzliche Software mehr installiert werden kann oder bei ungeeigneten Prozessor- und Grafikkarteneigenschaften eignen sich eventuell gewisse Geräte nicht mehr um Ton-, Bild- und Filmaufnahmen schnell und in guter Qualität zu ermöglichen.

      • Funktionen

        Weiter ist beispielsweise neben der Frage des Betriebssystems oder Rechenleistung auch die Frage nach einem Touchscreen und entsprechend auch nach einer Stiftfunktion zentral, da sich daraus unterschiedliche Bearbeitungsmöglichkeiten für die SuS ergeben. Wenn den SuS nicht die gleichen Funktionen zur Verfügung stehen, werden gewisse Arbeitsmethoden verunmöglicht.

      Lösungsvorschlag: Auf Stufe Schule empfielt sich eine Vorgabe für ein Betriebssystem inklusive Versionierung. Weiter müssen die Mindestanforderungen bei den Geräteeigenschaften so gewählt werden, dass ein effektiver Einsatz im Unterricht für sämtliche Lehrpersonen ermöglicht wird. Schliesslich braucht es noch einen Grundsatzentscheid, ob die mitgebrachten Notebooks über einen Touchscreen beziehungsweise über einen Stift verfügen sollen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Geräteunterschiede nicht zu weit auseinanderklaffen und die SuS die gleichen Ausgangslagen im Unterricht haben.

    • Kosten

      Mit der Einführung von BYOD sind die SuS gezwungen über Geräte zu verfügen, die die Mindestanforderungen erfüllen. Falls diese noch nicht im Besitz der SuS sind, müssen diese extra erworben werden. Solche Beschaffungen kosten schnell einmal ca. 1‘000 CHF. Weiter kommen in einem nächsten Schritt die Kosten für Lernmaterialien dazu. Hier stellt sich dann die Frage, ob die physischen und/oder die elektronischen Lernmittel für die SuS angeschafft werden sollen. Im Falle von beiden Ausführungen (sogenannten Bundles) entstehen Mehrkosten, da man das Gleiche in zwei Ausführungen kauft. Ob sich dieser Kauf lohnt, steht einerseits in der Verantwortung der Lehrperson – sie integriert das Lernmaterial entsprechend im Unterricht – aber auch die SuS müssen sich hinterfragen, ob sich eine Anschaffung eines Bundles lohnt, falls sie entscheiden können.

      Lösungsvorschlag: Die Einführung von BYOD macht Schulen nicht billiger. Die Schulen und Lehrpersonen müssen daher für das Thema Kosten sensibilisiert werden damit sich alle (insbesondere auch die Eltern) abgeholt fühlen. Wir empfehlen ein entsprechendes Konzept zu kommunizieren, wie die Haltung der Schule gegenüber diesem Aspekt von BYOD ist und den Nutzen aufzeigt.

  • IT-Infrastruktur

    Wenn plötzlich fast alle Personen an einer Schule mit einem Computer ausgestattet sind und diese auch zur gleichen Zeit auf das WLAN-Netz zugreifen wollen, muss sichergestellt werden, dass ein leistungsstarkes Netz vorhanden ist und es genügend Access Points hat. Die Schulen benötigt hierfür eine moderne IT-Infrastruktur als Basis, damit die Integration der neuen Medien in den Unterricht gelingt.

    Lösungsvorschlag: Je nachdem in welcher technischen Ausgangslage sich eine Schule befindet, ist eine Modernisierung der technischen Infrastruktur notwendig. Hier empfehlen wir die Integration von Profis um bei der Konzeption, der Einführung und dem Betrieb entsprechendes Knowhow sicherzustellen. So gewinnt die Schule technisches wie auch Projektmanagement-Knowhow und kann ebenfalls von den Erfahrungen des Dienstleisters profitieren.

  • Support

    Bei Computern kommt es (leider) immer wieder zu kleineren oder grösseren Problemen. Gerade im Verbund mit unterschiedlichen Geräten sind gewisse Störungen schon vorprogrammiert. Normalerweise stellt die Schule einen IT-Verantwortlichen, aber gerade bei einer exponentiellen Zunahme an Geräten, müssen die Ressourcen und Kompetenzbereiche des IT-Verantwortlichen wie auch des Supports überdenkt und unter Umständen neu definiert werden. Es stellen sich Fragen wie:

    • Bekommen die SuS den gleichen Support bei Problemen/Störungen wie die Lehrpersonen?

    • Was passiert, wenn Geräte nicht funktionsfähig sind? Gibt es von der Schule aus die Möglichkeit Ersatzgeräte auszuleihen?

    • Wer trägt die Verantwortung für die Funktionstüchtigkeit des Computers?

    • Ist der Abschluss einer Garantie obligatorisch? Wer ist für die Garantieabwicklung verantwortlich?

    Lösungsvorschlag: Die Zuständigkeiten und Ressourcen des Supports müssen klar definiert und kommuniziert werden, damit in den Einzelfällen klar ist, wie die SuS oder auch Lehrpersonen vorzugehen haben. Es braucht betreute Anlaufstellen und definierte AKVs (Aufgaben – Kompetenzen – Verantwortlichkeiten). Lehrpersonen können den Support nicht übernehmen, da sie ansonsten ihren geplanten Unterricht nicht abhalten können.

Über sieber&partners

Mit der fortschreitenden digitalen Transformation im Bildungssektor, sehen sich sämtliche Schuleinrichtungen mit den Herausforderungen des Leitmedienwechsels konfrontiert. Unser 3i Transformation Model ® hilft Verantwortlichen auf allen Stufen, die eigene Schule mit digitalen Hilfsmitteln modern und zukunftstauglich auszurichten. Indem wir gemeinsam die Strategie, das pädagogische Konzept, die Lehrmittel und die digitalen Hilfsmittel (Hard- und Software) aufeinander abstimmen, können wirksame wie auch machbare Schritte identifiziert und realisiert werden. Wir unterstützen Bildungsinstitutionen mit neutraler Beratung, Expertise, Projektleitung und viel Leidenschaft für moderne Schulen in der Schweiz.

Haben Sie Fragen zu BYOD oder Anmerkungen zum Artikel? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht.