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Empfehlung: Frühzeitiger Einbezug der IT bei KV Reform „Kaufleute 2022“

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Empfehlung: Frühzeitiger Einbezug der IT bei KV Reform „Kaufleute 2022“

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Die Reform „Kaufleute 2022“

Der Schweizer KV-Ausbildung steht eine grosse Reform bevor. So sollen aus den Fächern nun Handlungskompetenzen werden, den Lehrenden weniger Profile zur Verfügung stehen und ehemalige Pflichtfächer zu Wahlfächern werden. Dadurch wird bezweckt, dass die Lehrenden in themenübergreifendem Unterricht früh praktische Erfahrungen sammeln und ihr Wissen in unterschiedlichen Settings anwenden und vertiefen können. Die Einführung der Reform „Kaufleute 2022“ wurde jedoch im Juni dieses Jahres um ein Jahr – auf den Sommer 2023 – verschoben. Durch diese Entscheidung sehen sich die Kritiker*innen bestätigt und ziehen nun unter anderem Parallelen zum Lehrplan 21. Auch hier verschob sich der Fokus weg von den Fächern und hin zum Erwerb von Kompetenzen. Die kantonalen Einführungen verzögerten sich ebenfalls und die Kritik bezog sich, wie auch bei „Kaufleute 2022“, ebenso auf eine fehlende vorgängige Evaluation und einen zu ehrgeizigen Zeitplan. Mit der Verschiebung der KV-Reform erhalten die Kantone, die Berufsfachschulen und die Lehrbetriebe nun mehr Zeit für die Umsetzung. So ist das Thema nun wieder etwas in den Hintergrund gerückt.
Auch gibt es für die Personen, die den „IT-Hut“ in der Schule tragen, eine Schonfrist, um sich entsprechend einzubringen und vorzubereiten. Denn ein Thema, das nicht so heiss diskutiert im Rahmen der Reform, sind die entsprechenden Konsequenzen für die jeweilige IT. Oder noch anders ausgedrückt: Auf die offene Frage nach dem Wann und Wie die technische Infrastruktur der Schulen abgeholt und angepasst wird, kann nun eine passende Antwort ausgearbeitet werden.

Konsequenzen für die IT an Berufsfachschulen

Mit dem Paradigmenwechsel von dem Fachunterricht auf die Orientierung von Handlungskompetenzen ist auch ein didaktisches Umdenken notwendig.
Die Berufsfachschulen sind in ihrer Arbeit und Denkweise zu einer Adaption gezwungen, die weder vor der Verwaltung, den Lehrpersonen noch vor den Lehrenden Halt macht.
So müssen beispielsweise aufgrund der Kompetenzorientierung im Lehrerkollegium neue Kollaborationsformen entstehen, um miteinander einen abgestimmten Unterricht anbieten zu können. Die bestehenden „Fachschaften-Bubbels“ müssen sich somit öffnen, was zu mehr Koordination- und Kommunikationsaufwand führt. Weiter stellt sich aufgrund der Abschaffung von den Fächern und der Einführung von Handlungskompetenzen die Frage der Beurteilung beziehungsweise Benotung. Wenn nicht mehr eine Fachlehrperson das jeweilige Fach, sondern mehrere Lehrpersonen die gleichen Kompetenzen beurteilen, muss ein transparentes und einheitliches Beurteilungssystem eingesetzt werden. Das sind nur zwei der zahlreichen neuen Herausforderungen, die sich nun den Berufsschulen ab 2023 stellen werden.

Bei einer solchen Veränderung, wie sie die Reform „Kaufleute 2022“ für den Schulbetrieb darstellt, darf die jeweilige Schul-IT nicht auf der Strecke bleiben. Die IT einer Schule ist heutzutage in den unterschiedlichsten Bereichen im Schulalltag bereits fester Bestandteil vom Alltag und erfüllt dabei heterogene Aufgaben: In der Lehre wird der IKA-Unterricht von der IT selbst unterrichtet, während dem sie bei den anderen Fächern technische Hilfsmittel den Lernpersonen wie auch den Lehrenden für den didaktischen Einsatz zur Verfügung stellt (beispielsweise beim Einsatz von BYOD). Weiter läuft (hoffentlich) die gesamte Verwaltung und Administration von KV-Schulen digital und somit mit entsprechender (Schul-)IT ab.
Dazu wurden bereits einzelne organisatorische Themen in den Schulen – wie beispielsweise der Wissens- und Erfahrungsaustausch innerhalb des Kollegiums – mit digitalen Hilfsmitteln organisiert und unterstützt.

Aufgrund der neuen Ausrichtung muss auch die IT mit in das neue Zielbild integriert werden. Das entscheidende Zusammenspiel wird im 3i Transformation Model® von sieber&partners (siehe Abbildung 1) in der Phase innovate illustriert. Beim neuem SOLL-Zustand muss sich stets den Fragen gestellt werden: Wie soll der neue Schulbetrieb im Alltag aussehen und welche Technik wird dazu verwendet? Wenn diese beiden Punkte mit dem neuen Zielbild harmonieren, steht einer technisch erfolgreichen Umsetzung und einem funktionierenden Schulbetrieb nichts mehr im Wege.

Abb. 1: 3i Transformation Model®

Abb. 1: 3i Transformation Model®

Dass die Zahnräder der strategischen, operativen und technischen Aspekte schön ineinander-greifen sollen, scheint offensichtlich und selbsterklärend zu sein. Bei Organisationen, die digital noch nicht fit sind, ist es eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, weil die IT oft zu spät mit ins Boot geholt wird oder sie sich in die falsche Richtung orientiert respektive sich nicht auf der gleichen Flughöhe wie der operativ, strategische Teil des Projektteams befindet.

Was bedeutet das konkret?

Unter Betrachtung der technischen Möglichkeiten muss das neue schulspezifische Zielbild definiert werden. Dadurch wird sichergestellt, dass die IT bereits in der Definition einen entsprechenden Stellenwert erhält und die geänderten Anforderungen berücksichtigt werden. Eine frühzeitige Ableitung des neuen Bedarfs an die IT ist entscheidend, um die anschliessenden Veränderungsprozesse definieren und integrieren zu können.
Die Formulierung realistischer, eindeutiger und vollständiger IT-Anforderungen hilft der Schule, sich eine funktionierende IT im neuen Schulkontext post „Kaufleute 2022“ aufzubauen. Durch einen frühen Einbezug der IT können Stolpersteine umgangen, teure Zusatzrunden vermieden und der Fokus auf die Bildung der Lehrenden gelegt werden.
Die durch die Aufschiebung der Einführung gewonnene Zeit sollte daher bewusst und gezielt eingesetzt werden.

Die Zielbilddefinition an sich und auch die Harmonisierung des Zielbilds mit der künftigen IT sind nur zwei Aspekte, die gut überlegt und definiert sein sollten. Denn es werden nebst den technischen Herausforderungen auch viele Change-Themen auf die jeweiligen Schulen treffen. Analog zu der IT müssen auch die Lehrpersonen ins Boot geholt werden. Auf die Ebene der einzelnen Schulen heruntergebrochen genügt es nicht mehr, wenn lediglich das Management, sprich die Mitglieder der Schulleitung, von der Reform überzeugt sind. Die hohe Autonomie der Lehrpersonen bei der Ausübung ihrer Tätigkeit macht es unabdingbar, sie entsprechend abzuholen und in den Gestaltungsprozess zu integrieren. Daher lohnt es sich, die Schonfrist Schritt für Schritt zu nutzen. Das heisst, nach der Definition des Zielbildes und den Prozessen mit der dazugehörigen IT müssen die betroffenen Personen auch geschult werden. Schlussendlich ist die erfolgreiche Reform entscheidend, da es um die Ausbildung der Lehrenden geht und in dieser Hinsicht keine unüberlegten Experimente gemacht werden dürfen.

Wir unterstützen Bildungsinstitutionen

Mit der fortschreitenden digitalen Transformation im Bildungssektor sehen sich sämtliche Schuleinrichtungen mit den Herausforderungen des Leitmedienwechsels konfrontiert.
Unser 3i Transformation Model® hilft Verantwortlichen auf allen Stufen die eigene Schule mit Hilfe digitaler Hilfsmittel modern und zukunftstauglich auszurichten. Indem wir gemeinsam die Strategie, das pädagogische Konzept, die Lehrmittel und die digitalen Hilfsmittel (Hard- und Software) aufeinander abstimmen, können wirksame wie auch machbare Schritte identifiziert und realisiert werden. Wir unterstützen Bildungsinstitutionen mit neutraler Beratung, Expertise, Projektleitung und viel Leidenschaft für moderne Schulen in der Schweiz.

Brauchen Sie Hilfe oder haben Sie Fragen? Wir helfen Ihnen gerne.

 

[1] Der Lehrplan 21 ist ein gemeinsamer Lehrplan für die Volksschule für die 21 deutsch- & mehrsprachigen Kantone.

[2] Bring Your Own Device