Net Zero Real Estate – Perspektiven aus der Sicht eines nachhaltigen Investors.
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Einschätzung von Sasha Cisar, Sustainability Manager & Senior Sustainability Analyst Real Estate bei Bank J. Safra Sarasin
An der Fachtagung 2022 betrachteten wir die Potenziale zur Gewinnung, Bereitstellung und Nutzung von Daten zur Steuerung des Immobilien- und Infrastrukturportfolio über den gesamten Lebenszyklus. Neue äussere Bedingungen oder Bedürfnisse sind dabei Anstoss, um die Zusammensetzung des Portfolios zu hinterfragen. Technologien liefern die Daten, um relevante Entscheidungen, daten- und faktenbasiert treffen zu können.
Im Rahmen unserer 2. Fachtagung vom 27. Juni im Kongresshaus Zürich haben wir gemeinsam mit EBP aufgezeigt, wie der Einfluss von Digitalisierung auf das Portfoliomanagement von Immobilien und Infrastrukturen wirkt und wie erste Schritte zu einem datenbasierten Portfoliomanagement bereits heute getätigt werden können.
Als Keynote Speaker konnten wir dieses Jahr Sasha Cisar, Sustainability Manager & Senior Sustainability Analyst Real Estate bei Bank J. Safra Sarasin, begrüssen. «Im Bereich der nachhaltigen Finanzanlagen ist die Bank Pionierin und verfügt über 30 Jahre Erfahrung. In der Schweiz ist die Bank J. Safra Sarasin AG an den Standorten Basel (Hauptsitz), Bern, Genf, Luzern, Lugano und Zürich vertreten.» Seit über 30 Jahren bietet die Bank als eine der ersten Finanzdienstleister Anlageprodukte mit Fokus auf Nachhaltigkeit an und möchte somit das Thema Nachhaltigkeit bei allen Anspruchsgruppen platzieren. Ein spezielles Team, bestehend aus 11 Mitarbeiter:innen, arbeitet tagtäglich daran, das Ziel von Netto Null Anlagen bis zum Jahr 2035 zu erreichen. All das waren die Beweggründe von Herrn Cisar an der Fachtagung als Keynote Speaker aufzutreten, um den Teilnehmer:innen den Vortrag «Net Zero Real Estate – Perspektiven aus der Sicht eines nachhaltigen Investors» näherzubringen.
In Betracht auf den Vortrag von Herrn Cisar war sein Ziel, die Diversität und Wichtigkeit in der Thematik hervorzuheben. Schliesslich waren die Teilnehmer:innen der 2. Fachtagung aus unterschiedlichen Bereichen der Bau- und Immobilienbranche. Er wollte daher Personen erreichen, die durch Investment mit Fokus auf Nachhaltigkeit den notwendigen Wandel in der Branche fördern wollen.
Dies stimmt mit den Zielen der Bank J. Safra Sarasin Bank überein:
Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten
Diversität in der Finanzbranche vorantreiben
Sustainable Development Goals unterstützen
UNO Agenda zur Erreichung von 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung bis 2030
Dabei stütze sich die Bank auf die bisherigen bewährten Methoden und möchte weiterhin den ökologischen Fussabdruck verkleinern, indem Kreislaufwirtschaft und Diversität gefördert werden.
Ziele, die gesetzt werden, sollten auch erreicht werden. Doch der Weg ist häufig schwierig und holprig. Auch im Bereich der Nachhaltigkeit. Soll sich die Schweiz nachhaltig entwickeln, müssen alle Anspruchsgruppen ihren Beitrag dazu leisten. Das erstreckt sich über den ganzen Lebenszyklus einer Immobilie (u.a. Planung, Bau, Betrieb und Rückbau) sowie deren Finanzierung.
Welche Lösungen benötigt es, um die Klimaziele entlang der Wertschöpfungskette zu erreichen? Herr Cisar ist der Meinung, dass der gesamte Lebenszyklus der Gebäude betrachtet werden müsse. Die Anspruchsgruppen sollten sich fragen, wie Gebäude geplant, gebaut, betrieben und auch wieder abgebaut werden – wie funktioniert die Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette? Planungsbüros, Bauunternehmer oder Dienstleister, alle müssen zusammenarbeiten und ein gemeinsames Verständnis aufbringen. Hierfür benötigt es kein grosses Budget, um einen Beitrag zu leisten. Es kann beispielsweise geschaut werden, welche Materialien eingesetzt werden, wie der Recyclinganteil erhöht und wie dieser in die Kreislaufwirtschaft wieder in neue Gebäude überführt werden kann. Die Bank leistet jedoch auch ihren eigenen Beitrag und hat beispielsweise eine eigene Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Hauptsitzes installiert und nutzt dort hauptsächlich klimaneutrale Fernwärme.
Einige Akteure behaupten, dass der Begriff «Netto Null» in der Bau- und Immobilienbranche nur ein Buzz Word ist und zu wenig passiert. Diese Meinung teilt Herr Cisar nicht: Er beobachtet, dass zahlreiche Unternehmen versuchen, Netto Null in ihren Portfolios zu erreichen. Und auch im Asset Management sind Nachhaltigkeitsbemühungen ersichtlich. Er ist überzeugt, dass die Branche (und viele andere auch) sich in einem Lernprozess befindet und alle voneinander lernen können.
Netto Null in Gebäuden bzw. der Baubranche erfordert weit mehr als ein klimaneutraler Betrieb, effektive Massnahmen zur Reduktion der grauen Energie oder das Beachten des ökologischen Fussabdrucks. Laut Herrn Cisar sollte hier wieder der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes inklusive der grauen Emissionen betrachtet werden. Je nach Alter, Standard etc. gibt es selbstverständlich Abweichungen. Beispielsweise können durch die lokale Beschaffung von Materialien lange Transportwege eingespart, durch innovative Baustoffe CO₂ gespeichert oder durch Digitalisierung wichtige Effizienzsteigerungen erreicht werden. Es gibt also viele Möglichkeiten, um Nachhaltigkeitsbemühungen verstärkt aufzunehmen, trotz der bestehenden Unsicherheiten.
Die Herausforderungen und Kritikpunkte, die mit der Umsetzung von nachhaltigem Handeln einhergehen, sind nachvollziehbar, doch Herr Cisar ist ganz fest von der Netto Null Machbarkeit überzeugt.
Herr Cisar hat am Ende seines Vortrags (für die Teilnehmer:innen sowie für alle Anspruchsgruppen) zwei Botschaften mit auf den Weg gegeben:
Es benötigt einen regelmässigen Austausch zwischen den Austauschgruppen (daher war die 2. Fachtagung ein voller Erfolg und trägt einen Teil zum Erreichen der Ziele bei)
Netto Null ist möglich – «Mission Possible»!
Abschliessend appellierte Herr Cisar, dass wir flexibel bleiben sollten, um auf Veränderungen reagieren zu können und zeitgleich spielen Kommunikation sowie Hilfestellung intern sowie extern eine wichtige Rolle.
Zuletzt bedankte sich Herr Cisar bei allen Teilnehmer:innen für das Zuhören und fühlt sich nach all den geführten Gesprächen gestärkt, um das Thema weiterhin anzugehen. Auch er konnte bestehende Ideen in seiner Denkweise erweitern und hat eine grosse Energie für diese Thematik verspürt.