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Inklusion durch Innovation

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Inklusion durch Innovation

Viktoria König

Bern, Zürich im Januar 2025

Im Gespräch mit Justine Portenier, Geschäftsleiterin Social Fabric | PDF-Download

Wie Social Fabric nachhaltige Veränderung und soziale Integration vorantreibt

Justine Portenier ist Geschäftsleiterin von Social Fabric und hat einen akademischen Hintergrund in Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften (Bachelor an der Universität Basel) sowie Public Management und Policy (Master an der Universität Lausanne). Während ihres Studiums setzte sie sich intensiv mit der Verbindung von Wirtschaft, Gesellschaft und Nachhaltigkeit auseinander.

Ein Austauschsemester in Hamburg mit dem Schwerpunkt "Social Economics" vertiefte ihr Verständnis von nachhaltiger Wirtschaft und der Rolle des Individuums in der Gesellschaft. Seit 2017 ist sie ein fester Bestandteil der Social Fabric und hat seit 2019 die Geschäftsleitung übernommen. Justine legt grossen Wert darauf, nicht nur ideale Werte zu formulieren, sondern konkrete Veränderungen zu bewirken.

Wer ist Social Fabric und wie lautet die Vision bzw. die Mission des Vereins?

Social Fabric ist ein unabhängiger Verein in Zürich, welcher 2016 gegründet wurde: Wir streben eine Gesellschaft an, in der soziale und berufliche Inklusion selbstverständlich ist und alle Menschen – unabhängig von ihrem Hintergrund – ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Ziel ist es, ein Bewusstsein für lokale Produktion und die Bedeutung von Gemeinschaft zu schaffen, während Arbeitsplätze und Ausbildungsangebote in der Schweiz nachhaltig gefördert werden. Neben professioneller Entwicklung stehen soziale Integration und die Stärkung der Community im Mittelpunkt. Das Atelier schafft offene Räume, in denen Begegnungen auf Augenhöhe stattfinden, sei es durch Nähkurse, Workshops oder Mitgliedschaften. Menschen kommen durch gemeinsame Interessen wie Nähen zusammen, wodurch Freundschaften entstehen, und gesellschaftliche Offenheit gefördert wird.

Ebenfalls fördern wir ein Menschenbild, das auf Geben und Nehmen basiert: Jede Form von Wissen wird wertgeschätzt, und es entsteht ein Kreislauf aus Unterstützung und gegenseitigem Lernen. Das Ziel ist nicht nur die Integration Geflüchteter, sondern auch die Schaffung einer inklusiven Gemeinschaft, in der Vielfalt aktiv gelebt wird.

Welche langfristigen Ziele verfolgt Social Fabric hinsichtlich der Integration von Menschen mit Fluchthintergrund?

Social Fabric verfolgt vier zentrale Ziele:

▪ Erstens soll die lokale Produktion weiterhin gestärkt werden, indem ein fundiertes Team aufgebaut und eng mit qualitätsbewussten Kund:innen zusammengearbeitet wird. Dabei spielt die Förderung von Produktionsstätten in der Schweiz eine wichtige Rolle, insbesondere angesichts der steigenden Nachfrage nach kurzen Lieferketten und nachhaltigen Lösungen.

▪ Zweitens liegt ein Schwerpunkt auf der Stärkung der Community. Wir möchten den Zugang zu Menschen fördern und eine offene Kultur schaffen, die Vielfalt als Stärke wahrnimmt.

▪ Drittens streben wir an, durch die Zusammenarbeit mit weiteren Non-Profit-Organisationen und partnerschaftlichen Projekten nachhaltige Synergien zu schaffen. Kooperationen sollen den sozialen Impact erhöhen und innovative Ansätze zur Integration fördern.

▪ Viertens setzten wir auf Wirkungsarbeit, indem jede:r einen Beitrag leistet und das Team als positives Beispiel für Diversität und Inklusion dient. Dieses Ziel unterstreicht den Anspruch, als Vorbild für eine offene, vielfältige und kooperative Gesellschaft zu agieren.

Welche messbaren Erfolge konnte Social Fabric seit der Gründung 2016 erzielen?

Im Bereich Arbeitsintegration werden die Erfolge anhand klarer KPIs gemessen, die für das Reporting an Stiftungen erarbeitet wurden. Wir haben bereits mit 25 Personen mit Fluchthintergrund gearbeitet. Die Ausbildungsprogramme der Lehre und Vorlehre verliefen zudem bis jetzt alle erfolgreich.

Ein weiterer wichtiger Indikator ist, wie die Teilnehmer:innen sich langfristig entwickeln: Wo stehen sie ein bis drei Jahre nach ihrer Zeit bei Social Fabric, und wie hat der Verein zu ihrer beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung beigetragen?

Im Bereich der sozialen Integration wurde vor zwei Jahren eine qualitative Studie durchgeführt, die wertvolle Erkenntnisse liefert. Es wurde untersucht, welche Faktoren für die Integration und das Wohlbefinden der Teilnehmer:innen besonders wichtig sind. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen vor allem ein Gefühl der Zugehörigkeit suchen, einen sicheren Rahmen, in dem sie sich entfalten können, und die Möglichkeit, selbstständig zu handeln – etwa durch eigenständiges Anreisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Atelier oder das Knüpfen neuer sozialer Kontakte. Darüber hinaus wird das kreative Arbeiten häufig als meditative und verbindende Erfahrung ge-schätzt.

Wir messen aber auch die Sichtbarkeit und Reichweite unserer Arbeit. Dabei werden Indikatoren wie die Anzahl der Partnerschaften, der Kommunikationsoutput (zum Beispiel Publikationen, soziale Medien) und die erzielte Reichweite regelmässig evaluiert. Diese Daten helfen, die Wirkung des Vereins auf die breitere Öffentlichkeit und die Unterstützernetzwerke zu bewerten.

Diese Erfolge zeigen, dass Social Fabric nicht nur in der direkten Integration, sondern auch in der Schaffung nachhaltiger sozialer Netzwerke und einer inklusiven Community grosse Fortschritte macht.

Und wie wichtig ist dabei die Digitalisierung für eure Vision und das tägliche Geschäft?

Die Digitalisierung spielt für uns eine wichtige Rolle, sowohl in der internen Organisation als auch bei der gesellschaftlichen Wirkung nach aussen. Gleichzeitig gibt es einen bewussten Kontrast zwischen der handwerklichen Arbeit – die sich analog und persönlich abspielt – und den digitalen Prozessen drumherum. Allerdings waren wir bereits von Anfang an sehr agil in der Nutzung digitaler Tools. Bereits in den ersten Jahren wurden Plattformen wie Slack für die interne Kommunikation und Skype für Meetings verwendet, was die Flexibilität und Effizienz unseres Vereins stärkten. Dieser digitale Ansatz unterstützt das Team dabei, trotz der analogen Natur unseres Kerngeschäfts, professionell und zukunftsorientiert zu arbeiten. Obwohl es schwer einzuschätzen ist, wie wir im Vergleich zu anderen Vereinen bzw. Organisationen dastehen.

Kämpft ihr dennoch mit digitaler Herausforderung?

Ja, eine zentrale Herausforderung liegt im Bereich des CRM-Systems, welches wir für Inventar und Buchhaltung einsetzen. Trotz dieser Lösung gibt es technische Hürden, da andere Systeme nicht optimal konfiguriert werden können, was dazu führt, dass viele Daten und Prozesse manuell nacherfasst werden müssen. Diese manuelle Nachbearbeitung erhöht den Arbeitsaufwand und die Fehleranfälligkeit.

Dementsprechend freut ihr euch auf die Zukunft im Hinblick auf KI und Automatisierung?

Obwohl der menschliche Aspekt in unserer Arbeit weiterhin von zentraler Bedeutung ist und auch bleibt – gerade bei der sozialen Integration und der Handwerksarbeit – freuen wir uns auf den Einsatz neuer Technologien. Diese könnten helfen, Prozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern, ohne den persönlichen Touch und die soziale Komponente zu gefährden.

Abschliessend – Wie stellt ihr sicher, dass digitale Strategien mit euren sozialen und nachhaltigen Werten im Einklang bestehen bleiben?

Wir stellen sicher, dass digitale Strategien im Einklang mit unseren sozialen und nachhaltigen Werten bestehen bleiben, indem wir uns intensiv mit dem Thema digitale Ethik auseinandersetzen. Wir übernehmen Verantwortung, weil wir uns bewusst sind, dass der Einsatz solcher Technologien auch Auswirkungen auf die Werte des Vereins haben kann. Wir nutzen die Reichweite, die all die technologischen Plattformen bieten, aber hinterfragen und reflektieren gleichzeitig die ethischen Implikationen, die mit der Nutzung grosser digitaler Player verbunden sind.