Software is eating the world and stays hungry
Guest User
Softwarequalität und ihre Folgen
Vor bereits zehn Jahren kam Marc Andreessen (Andreessen-Horowitz, Menlo Park, Member of the Board u.a. bei Facebook und Oculus VR) in einem Artikel des Wall Street Journal zum Schluss:
Welche Erfahrungen von Marc Andreessen liessen diese Folgerung zu? Er erlebte als Boardmitglied von HP selber mit wie Investitionen in den Softwarebereich forciert wurden und dies zu Lasten des herkömmlichen PC-Geschäfts (=Hardware) oder er beobachtete aus nächster Nähe die damaligen Pläne von Google Motorola Mobility zu übernehmen, was ein Jahr später (2012) Realität wurde. Somit detektierte Mr. Andreessen bereits 2011 Software als einen wichtigen Wachstumstreiber. Seine Venture-Capital-Unternehmung Andreessen-Horowitz hält oder hielt Anteile von:
Exits
AirBnB
Facebook
Lyft
Pinterest
Wise
Zynga
etc.
Aktives Portfolio
Health IG
IFTTT
Knowledge
Lime
loom
valora
etc.
Ich wage zu behaupten, dass Marc Andreessen die oben erwähnten Investitionen grösstenteils nicht bereut hat.
Megatrends 2030
Wie geht die Reise weiter?
Was sagen die Megatrends?
Welchen Herausforderungen muss sich die Menschheit stellen?
Nach dem Megatrends Watch Institute sind die folgen-den Trends zu berücksichtigen «Top 10 Global Megatrends 2020-2030»
Demografischer Wandel (+60% Rentner)
Energiebedarf (+30% mehr Energie)
Globales wirtschaftliches Wachstum (Verdoppelung des Volumens)
Hyperconnected Earth (IoT-Devices werden sich verachtfachen)
Ökologischer Fussabdruck (Bedarf = eine zweite Erde)
Urbanisierung (15 weitere Städte mit mehr als 10 Mio. Einwohner)
Ressourcenknappheit (Hälfte der Weltbevölkerung leidet an Wasserknappheit)
Multipolare Globalisierung (Schwellenländer gewinnen, G7-Länder verlieren)
Künstliche Intelligenz (AI, Computerpower in Einklang mit menschlicher Intelligenz)
Klimawandel (+1.5° Celsius Durchschnittstemperatur)
Der Treiber ICT und als Teil davon «Software» wird uns helfen, die durch die Megatrends getriggerten Herausforderungen besser, einfacher und effizienter zu meistern.
Software ist die DNA des Informationszeitalters.
Kann davon abgeleitet werden, dass Software auch ein Wachstumstreiber für Unternehmen und Organisationen darstellt und wenn ja, wie?
Wachstumstreiber Software
Software ist ein Wachstumstreiber. Durch ein abgestimmtes Zusammenspiel aller ICT-Technologien erarbeiten sich Unternehmen und Organisationen Wettbewerbsvorteile. Der traditionelle Technologiekonzern Siemens will gemäss des neuen CEO’s Roland Busch, durch Software-Business das Gesamtwachstum von heute 4-5% auf 5-7% p.a. beschleunigen.
«Unsere Wachstumsmotoren sind Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit», erklärte Busch. «Dabei verstärken sich unser Kerngeschäft und unser Digitalgeschäft gegen-seitig.»
Die neue Strategie ist die erste nach der Abspaltung des Energietechnik-Geschäfts Siemens Energy und die erste, die die Handschrift des vorherigen Technologiechefs Busch trägt. Er hatte im Februar 2021 den Posten des langjährigen Siemens-Chefs Joe Kaeser übernommen und sieht die Verbindung von Maschinen und Anlagen mit Software – also der realen und der digitalen Welt – als grösste Stärke von Siemens. Dabei verspricht Software deutlich höhere Renditen.
(siehe auch Finanz und Wirtschaft vom 21.06.2021)
Software basierte Geschäftsmodelle
Durch die Digitalisierung entstehen immer mehr Software basierte bzw. digitale Geschäftsmodelle. Ist ein Geschäftsmodell in Software abbildbar, kann dieses schnell skalieren. Musterbeispiele für eine schnelle und überdurchschnittlich rentable Unternehmensentwicklung sind Firmen wie Alibaba, Alphabet, Amazon, Apple, Badu, Facebook, Fiverr, Tencent, Tesla etc. Solche Plattform-Unternehmen wurden in ein Investmentprodukt Namens «The Original Platform Fund©» zusammengefasst, welches auf dem Plattform-Index Grundgedanke basiert (siehe nächste Abbildung).
Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung des Plattform-Index verglichen mit Nasdaq, Dow Jones und Dax40:
Software ist die Dampfmaschine des 21. Jahrhundert und wesentlich für die Entwicklung von Unternehmen und Organisationen in Zeiten des Informationszeitalters.
Software-Qualität ist wichtig und messbar
Software ist also ein wichtiges, Wert- und Nutzen stiftendes Werkzeug.
Kennen Sie die Qualität ihrer im Einsatz stehenden Software (ERP, XRM, BI etc.)?
Ist Software Qualität überhaupt messbar?
Überprüfen Sie die Qualität von Software bei IT-Beschaffungsprojekten?
Wie prüfen Sie den Wert von Software bei M&A-Transaktionen?
Ja, Softwarequalität ist messbar. Der Qualitätsstandard ISO 25010 definiert dafür acht Eigenschaften:
Die Wartbarkeit (Maintainability) ist dabei die Schlüsseleigenschaft, denn diese beeinflusst:
die Effektivität und Effizienz von Änderungen am System
die Behebung von Fehlern
die funktionalen Erweiterungen
die Veränderbarkeit der anderen Qualitätskriterien gemäss Abbildung 7
die Kosten des Unterhalts der Software-Lösung (80% der Kosten einer Software entstehen nach der Initialphase, im laufenden Betrieb)
Die Software-Qualitätsprüfung kann zertifiziert werden, der TÜVIT – TÜV NORD GROUP stellt die Zertifikate aus und vergibt bis zu 5 Sternen. Ein Stern bedeutet, dass die Software zu den schlechtesten 5% der Branche zählt. 5 Sterne bedeutet, dass die Software zu den besten 5% der Branche zählt. Software mit schlechter Qualität erhöht die Kosten und Durchlaufzeit für Änderungen und Fehlerbehebungen um den Faktor 4 bis 8.
Zur Prüfung der Softwarequalität, der Analyse des Quellcodes arbeitet sieber&partners mit der Software Improvement Group (=SIG) aus den Niederlanden zusammen. Die SIG hat mit über 6'300 untersuchten Systemen oder mit 235 Mio. Codezeilen pro Woche gesamthaft beinahe 50 Milliarden Codezeilen geprüft und dabei über 280 unterschiedliche Technologien analysiert und verglichen. Die SIG hat somit die grösste Software Analyse-Datenbank der Welt.
6‘300 untersuchte Systeme
50 Milliarden Codezeilen geprüft
280 unterschiedliche Technologien analysiert und verglichen
Fehlerbehaftete Software kann Volkswirtschaften massiv schaden wie die 2017 erhobenen Zahlen für die USA zeigen:
Auch hierzulande gibt es bekannte Beispiele von Softwarefehlern und deren Konsequenzen, etwa:
SBB 2019: Doppelstockzüge trennen sich automatisch vom Strom
CS 2021: Hacker manipulieren Bancomats und erbeuten CHF 70‘000
Swisscom 2021: Softwarefehler legt Mobilfunknetz lahm
Div. CH-Gemeinden 2021: Datendiebstahl und anschliessende Erpressungsversuche
etc.
Wie aus den oben aufgeführten Beispielen erkennbar, ist neben der Wartbarkeit auch die Sicherheit ein wesentliches Qualitätsmerkmal von Software.
Softwarequalität und organisches Wachstum
Software ist ein Wachstumstreiber und kann Unternehmen/Organisationen Wettbewerbsvorteile erhalten, ausbauen oder vernichten. Sind Altsysteme (Legacy-Systeme) zu ersetzen oder werden neue, zusätzliche Softwarelösungen benötigt, sollte ein Augenmerk auf die Qualität der zu evaluierenden Lösung gelegt werden. Die Offenlegung des Quellcodes durch potenzielle Softwareanbieter kann teils als Eintrittsbedingung für Evaluationsverfahren geltend gemacht werden.
Softwarequalität und anorganisches Wachstum
Software ist ein Treiber von Unternehmenstransaktionen, dies ist nicht neu, doch lässt sich diese Tendenz (= Software bzw. ICT-Wissen wird mittels Unternehmenskauf beschafft) auch im Schweizer Mittelstand feststellen. Ein Beispiel:
Niederönz BE, 26.03.2021: Bystronic kauft spanischen Softwarespezialisten Kurago. Der Grund:
Die beiden Unternehmen verbindet seit 2019 eine Innovationspartnerschaft, innerhalb derer gemeinsam offene Smart Factory Software Lösungen entwickelt wurden. Darunter die Bystronic Smart Factory Software Suite, die eine markenunabhängige Fertigungsinfrastruktur integriert.
Alberto Martínez, Chief Digital Officer von Bystronic, erläutert: „Die Smart Factory stellt einen grossen Durchbruch für die Blechindustrie dar. Das von Bystronic geschaffene Ökosystem, das High-Tech-Maschinen und neueste Technologien in der Automation und Software kombiniert und integriert, bietet Unternehmen jeder Größe die Möglichkeit, ihre Produktion von Blechteilen auf agile Weise zu steuern. Entscheidend in der heutigen, stets komplexer werdenden Welt ist die Agilität und Flexibilität, um nach plötzlichen Änderungen oder Last-Minute-Anfragen wieder auf Kurs zu sein, um ein Unternehmen erfolgreich zu führen. Bystronic bietet eine komplette Software-Suite, die den End-to-End-Prozess für die blechbearbeitende Industrie optimiert.“ (Quelle: blechonline.de)
Bystronic sieht sich nicht als klassischen Maschinenbauer für die Blechindustrie, sondern als weltweit führendes Technologieunternehmen im Bereich Blechbearbeitung.
Bystronic befindet sich in der Digitalen Transformation mit Software als Treiber.
Ob in einem M&A-Prozess Transaktionen getätigt werden weil, ICT-Wissen erworbern werden, weitere Technik/Technologie oder Markt durch Übernahmen aggregiert werden soll, spielt meines Erachtens eine sekundäre Rolle. Oftmals muss primär innert kurzer Zeit eine IT Due Diligence erfolgen, um Kaufpreis- und Transaktions- bestimmende Fragen klären zu können, wie bspw.:
Welchen Wert hat die Software des zu übernehmenden Unternehmen?
Wie zukunftsfähig ist die Software? Wie schnell können Modifikationen bzw. Änderungswünsche integriert werden?
Welche Softwarelösung wird übernommen, welche überlebt nicht und mit welchen Konsequenzen?
Werden die gültigen Datenschutz- und Complianceregelungen durch die erworbene Software eingehalten?
etc.
Eine Messung nach Qualitätsstandard ISO 25010 vom TÜViT hilft hier transparente Entscheidungsgrundlagen zu schaffen.
Der internationale Verbund für Softwaretest (ISTQB International Software Testing Qualifications Board) arbeitet seit 2018 nach den ISO Standard 25010 und setzt somit auf die Qualitätsmerkmale wie in Abbildung 7 dargestellt.
Abbildung 10 weist eindrücklich auf das Paradoxum hin:
Schlechte Software ist teuer.
Gute Software ist preiswert.
Das Wichtigste in Kürze
Bereits 2011 sagte Marc Andreessen: “In the future every company will become a software company.”
2021: Frühe Investitionen in digitale Geschäftsmodelle weisen überdurchschnittliche Renditen und schnelles Wachstum auf.
Bis 2030 werden wir dank Software die Herausforderungen der Menschheit effizienter angehen können. Der Treiber Software gewinnt weiter an Wichtigkeit.
Software ist ein Wachstumstreiber und ermöglicht u.a. neue Geschäftsmodelle, wie die Beispiele des Plattform-Index zeigen.
Softwarequalität ist mess- und vergleichbar. Nach dem Qualitätsstandard ISO 25010 kann Software durch den TÜViT zertifiziert werden.
Bei organischem wie auch bei anorganischem Wachstum gilt es der Software-Qualität gebührend Rechnung zu tragen. Fehlentscheidungen führen zu nachhaltigen Wettbewerbsnachteilen.
Paradoxum: Schlechte Software ist teuer - Gute Software ist preiswert.
Ich freue mich über Feedback zum Bericht.