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BIM als Treiber der digitalen Transformation

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BIM als Treiber der digitalen Transformation

Viktoria König

BIM – das Thema, das seit vielen Jahren die Baubranche polarisiert – verstehen wir nicht nur als eine Technologie oder einen Prozess, sondern als ein Instrument und eine Chance für Unternehmen im Immobilien- und Baugewerbe, die digitale Transformation zu starten und voranzutreiben.

Die digitale Transformation begleitet uns in Form verschiedener Begriffe bereits seit mehr als 20 Jahren. Ein seit langem bewährtes Modell für dessen Definition bietet Prof. Venkatraman der Universität Boston mit seinen «Five Levels of IT-Enabled Business Transformation».

Venkatraman beschreibt fünf Ebenen der digitalen Transformation von Unternehmen und Organisationen und stellt diese in Bezug zu zwei Achsen: der sich daraus ergebende potentielle Nutzen und die Tiefe der Transformation der Organisation.

Abbildung 1: Five Levels of IT-Enabled Business Transformation (Eigene Darstellung in Anlehnung an Venkatraman, 1994)

Localized Exploitation

Die erste Ebene fokussiert auf die Einführung und Nutzung von technologischen Hilfsmitteln, z.B. CAD-Systeme, die einen fachlichen Zweck verfolgen. Die Systeme werden klassischerweise in voneinander abgegrenzten Organisationseinheiten (organisatorischen Silos) eingesetzt und kommunizieren nur punktuell mit den Systemen der anderen Einheiten.

Internal Integration

Eine Organisation bzw. Unternehmen auf der zweiten Ebene verfügt über integrierte Systeme, Datenflüsse und Prozesse. Statt der starren Siloorganisation werden häufig prozessorientierte Organisationsformen angetroffen, die mit durchgängigen Geschäftsprozessen, Datenflüssen und Systemen entlang einer Wertekette arbeiten. Ein Beispiel für die erfolgreiche Integration sind Common Data Environments CDE, die in einer Organisation phasenübergreifend verwendet werden. Als Beispiel kann die interne, durchgängige Verwendung einer CDE über den Lebenszyklus eines Bauobjekts genannt werden.

Business Process Redesign

Die dritte Ebene beschreibt, wie die Geschäftsprozesse und damit die Art und Weise der Leistungserbringung überarbeitet werden, um damit zusätzliche technologische Potentiale nutzen zu können. BIM bietet hier Anlass dazu, die Nutzung einer Immobilie ins Zentrum zu stellen und den Wertschöpfungsprozess konsequent vom Ende her zu denken. Die konsequente Ausrichtung einer Organisation auf ihre Werteketten wäre ein Beispiel für die dritte Ebene. Dies würde u.a. die Definition von Kernprozessen und die Darstellung auf einer Prozesslandkarte implizieren.

Business Network Redesign

Die vierte Ebene beschreibt, wie standardisierte Datenpunkte im Netzwerk eines Unternehmens genutzt werden, um die Zusammenarbeit im Ecosystem zu gewährleisten und zu optimieren. Zusätzlich ergeben sich die Möglichkeiten einer strategischen Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern im Netzwerk, um sowohl Planungsaktivitäten als auch Wissen aufzuteilen.

Grundlage für die vierte Ebene ist eine gemeinsame Sprache für den Informationsaustausch, wie sie z.B. IFC bietet.

In der Praxis würde die vierte Ebene darin Umsetzung finden, dass alle Akteure entlang des Lebenszyklus eines Bauwerkes auf eine «Single Source of Truth» ein gemeinsames Datenmodell zugreifen – vom Architekten, dem Planer, über den Bauunternehmer bis hin zum Bewirtschafter.

Business Scope Redefinition

Die fünfte Ebene beschreibt, wie sich Unternehmen dank der digitalen Transformation in ihrem Leistungsangebot und damit ihrem Geschäftsmodell neu aufstellen.

Die Ausweitung des Leistungsspektrums eines Handwerkbetriebs gälte als Beispiel hierfür – z.B. Ferndiagnosen und -wartungen, die dank BIM generierter Daten ermöglicht werden.

Unserer Erfahrung nach bewegen sich die meisten Unternehmen und Organisationen in der Schweiz in den Ebenen eins und zwei nach Venkatraman – nicht nur in der Bau- und Immobilienbranche. Neue, technologiebasierte Entwicklungen wie BIM oder IoT werden zwar berücksichtigt, kommen aber viel zu selten über das Stadium von Prototypen und Experimenten hinaus oder werden nur lokal angewendet. Dabei bietet gerade BIM dank der Aufmerksamkeit und des Fokus auf die Informationsobjekte beste Voraussetzungen, um ein Unternehmen auf eine neue digitale Maturitätsstufe zu heben.

Fazit

Wir sind von den Chancen überzeugt, die sich dank BIM für die Unternehmen in der Bau- und Immobilienbranche bieten. BIM als Innovationsquelle kann Investitionen freisetzen, die genutzt werden können, um die digitale Transformation voranzutreiben. Im Gegensatz zur ‘alten’ sequentiellen Welt stellt BIM die Wertschöpfungskette auf den Kopf und fokussiert sich auf die Informationsanforderungen im Unternehmen. Die Stakeholder der Nutzungsphase entscheiden, welche Informationen in welcher Qualität und zu welchem Zeitpunkt vorliegen müssen, damit das Bauwerk seine Zwecke effektiv und effizient erfüllen kann.

Nutzen Sie die Chance und setzen Sie BIM richtig ein – als Booster der digitalen Transformation in Ihrem Unternehmen!

Laurin Bertozzi, Transformation Consultant und Manager

Laurin Bertozzi, Transformation Consultant und Manager