Fit werden für die Digitale Transformation: 5 Ansätze für NPO
Viktoria König
Digitale Transformation macht auch vor NPO (Non Profit Organisationen) nicht Halt. Um weiterhin gute Arbeit zu leisten und auch für Spender:innen und Mitarbeiter:innen attraktiv zu bleiben, stehen NGOs vor der Herausforderung, sich anzupassen.
Dies fällt vielen NGOs nicht leicht: die Strukturen und Prozesse sind historisch gewachsen und etabliert. Ausserdem zeichnen sich viele Mitarbeiter:innen stärker durch ihre Fachkompetenz als ihre digitale Affinität aus. Nebst technischem Fortschritt ist es nötig, in die Befähigung, in die Organisationskultur und in ein Change Mindset zu investieren.
Wie kann das gelingen? Wie können Mitarbeiter:innen befähigt und die Organisationskultur Schritt für Schritt weiterentwickelt werden, sodass eine NGO bereit ist, die digitale Transformation als Chance zu nutzen?
In diesem Artikel werden fünf Ansätze vorgestellt, wie NPO sich für die Digitale Transformation fit machen können.
1. Brownbags: Frischen Wind ins Haus holen
Warum nicht die Türen öffnen und etwas frischen Wind in die eigenen Räume bringen? Vielleicht die Startup-Gründerin um die Ecke, die sich mit Bitcoin befasst und aus dem Nähkästchen plaudern kann? Oder der Praktikant, der gerade seine Bachelorarbeit über mobile Datenerfassung abgeschlossen hat und von seiner Feldrecherche in Gambia berichten kann?
Brownbag-Sitzungen bezeichnen eine Trainings- oder Infoveranstaltung, zu der die Teilnehmer:innen Getränke oder Essen mitnehmen können. Typischerweise finden sie während der Mittagszeit statt und sind - dank ihrer kurzen Zeit - ein niederschwelliges Angebot für alle.
2. Hackathons: In die Welt der Lösungsfinder eintauchen
Ein Hackathon kommt ursprünglich aus der Softwareentwicklung und ist ein Event, bei dem Menschen in kurzer Zeit (z.B. 24-28 Stunden) Softwareprodukte oder, allgemeiner, Lösungen für gegebene Probleme entwickeln (angelehnt an: Wikipedia).
Um in die Welt der Lösungsfinder:innen einzutauchen, können NGO an Hackathons die Rolle der 'Challenge Setters' einnehmen. Ein Beispiel dafür ist das Event "Hack4SocialGood" der Berner Fachhochschule, das dieses Jahr unter dem Motto "Für eine inklusive Digitalisierung" zum wiederholten Mal stattgefunden hat. Organisationen wie Helvetas und die Winterhilfe Kanton Bern haben daran teilgenommen. Während zwei Tagen haben Hacker:innen verschiedener beruflicher Hintergründe an den präsentierten Challenges gearbeitet, so z.B. die automatische Übersetzung bei internationalen Umfragen (Helvetas).
3. Intrapreneurship: Die Kreativität der eigenen Mitarbeiter:innen fördern
Viele NGO-Mitarbeiter:innen sind sehr engagiert und haben zahlreiche Ideen, wie sie ihre Angebote und Abläufe noch effektiver gestalten können. Diese Ideen gilt es abzuholen und in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Das Schlagwort dafür ist "Intrapreneurship".
Ein Programm aus Frankreich weist den Weg: Das Französische Rote Kreuz hat den Accelerator 21 ins Leben gerufen. Im Intrapreneurship-Programm können Mitarbeiter:innen und Freiwillige innerhalb von sechs Monaten ihre innovativen Ideen entwickeln und testen. Dabei werden sie vom Accelerator-Team mit methodischen und fachlichen Kompetenzen unterstützt.
Andere Massnahmen zur Förderung von Intrapreneurship sind eine Innovationszeit (z.B. 10% der Arbeitszeit oder 180 Stunden pro Jahr) oder ein Innovationsfonds (für finanzielle Unterstützung). Für effektives Innovationsmanagement (oder eben: die Förderung von Intrapreneurship) ist eine bedeutende Portion Expertise und Ressourcen gefragt.
4. Quereinstieg: Mut in der Rekrutierung beweisen
Wie steht es um die digitale Affinität und Kompetenz der Bewerber:innen? Digitale Kompetenz ist in fast allen Berufen ein Plus. Dieses Kriterium in der Rekrutierung zu berücksichtigen kann über die Zeit einen grossen Vorteil verschaffen.
Ein besonders effektiver Weg, neue Ideen in die eigene Organisation zu holen, ist durch die Rekrutierung von Quereinsteiger:innen: Eine neue Head of Analytics, die vorher in der Medizinbranche gearbeitet hat oder ein neuer Programmverantwortlicher, der früher politische Kampagnen koordiniert hat.
Kandidat:innen mit Erfahrung in der Privatwirtschaft oder dem freiwilligen Engagement bringen oft sehr wertvolle Kompetenzen und Perspektiven mit. Diverse Studien belegen auch, dass diverse Teams innovativer und erfolgreicher sind - sofern die psychologische Sicherheit gewährleistet ist (Quelle). Eine Voraussetzung dabei ist es sicherzustellen, dass die jeweilige Motivation und Werte aufeinander abgestimmt sind.
5. Leadership Seminare: Mit gutem Beispiel vorangehen
Der kulturelle Wandel einer Organisation ist nur mit entsprechender Leadership möglich. Es braucht eine Führungsriege, die nicht nur mit Worten wie "Digitaler Wandel" um sich schlägt, sondern in ihrer täglichen Arbeit als Vorbilder voran geht.
Um den Manager:innen Sicherheit und praktische Kompetenzen zu vermitteln, bieten sich Angebote wie ein CAS oder massgeschneiderte Schulungen an. Dort können im kleineren Rahmen neue Technologien ausprobiert und deren mögliche Anwendung diskutiert werden. Auch Mitarbeitenden-Schulungen sind sinnvoll – sofern diese praxisorientiert und durch nicht-zeitgebundene Angebote ergänzt werden (z.B. kurze on-demand Videos oder Anleitungen).
Fazit
Es gibt viele Möglichkeiten, in NPO mehr Raum für die Digitale Transformation zu schaffen – durch interne als auch externe Ansatzpunkte, und mit mehr oder weniger Aufwand. Das Wichtige ist: Jetzt anfangen und am Ball bleiben.
In unserem NPO-Austausch zum Digitalen Wandel tauschen wir uns ca. fünfmal pro Jahr zu aktuellen Trends und Themen aus. Der Austausch findet in Person in Zürich oder Bern statt und bietet Vertreter:innen von NPO eine Plattform, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen – zuletzt zu den Themen ChatGPT und Befähigung von Mitarbeiter:innen.
Unsere Expertin
Sind Sie auch interessiert am Austausch teilzunehmen? Oder haben Sie eine Frage zu den genannten Vorschlägen? Andrina Beuggert freut sich über Ihre Kontaktaufnahme.