Zusammenfassung: Res Publica Digitalis
Viktoria König
Sieber, P., Mattia, B., Perrelet, S., Decet, L., Urech, A.: Res Publica Digitalis, eine Studie von digitalswitzerland, Bern, 6. November 2024.
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Wo steht die Schweiz in Sachen eGovernment? Diese Frage beantwortet die Studie Res Publica Digitalis (übersetzt: die gemeinsame Sache Digitalisierung) von digitalswitzerland und liefert damit einen Leitfaden zur Planung von einwohner:innenzentrierten eGovernment-Diensten, welcher die Subsidiaritätsprinzipien der Schweizer Verwaltung unterstützt und Synergien durch Kooperation ausschöpft. Produziert wurde die Studie von eGovernment, digitalswitzerland, Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und sieber&partners.
Mit seinen Partner:innen (die Kantone Aargau, Schwyz, Schaffhausen, die Schweizerische Post sowie die Städte Lausanne, Luzern, Bern und Lugano) hat digitalswitzerland Herausforderungen und Chancen des eGovernments untersucht. Damit verfolgte digitalswitzerland das Ziel, den digitalen Wandel in der öffentlichen Verwaltung aus der Perspektive derjenigen Akteure zu betrachten, die täglich mit der Umsetzung konfrontiert sind. Die oben genannten Partner:innen haben ihre spezifischen Erfahrungen, Erkenntnisse und Projekte in Form von Fallstudien eingebracht: Diese Fallstudien bildeten das Kernstück der Untersuchung und waren in der Lage aufzuzeigen, wie der digitale Wandel in unterschiedlichen Kontexten gestaltet wird und welche Erfolgsfaktoren dabei von Bedeutung sind.
In diesem Artikel werden die Kernerkenntnisse der Studie Res Publica Digitalis zusammengefasst und Herausforderungen, Risiken und Empfehlungen aufgeführt, die es zu berücksichtigen gilt, damit eine bürgerzentrierte, effiziente und föderal abgestimmte digitale Verwaltung realisiert werden kann.
Digitale Verwaltung Schweiz: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen für die Zukunft
Kernerkenntnisse der Studie
1. Open-Source- & Open-Data-Ansätze fördern Effizienz und Vertrauen
Offene Technologien und Verwaltungsdaten erleichtern die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Bürger:innen.
Verwaltungsaufwand und Anfragen sinken, während neue digitale Anwendungen entstehen, die Innovation und Transparenz fördern.
2. Einheitliche Standards erleichtern föderale Zusammenarbeit
Die konsequente Umsetzung eCH-Standards ermöglicht ein interoperables, schweizweites eGovernment-System.
Standardisierte Prozesse verbessern die Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden und reduzieren digitale Brüche.
3. Förderung kleinerer Gemeinden durch kantonale Vorfinanzierung
Digitale Projekte sollen durch Kantone vorfinanziert und später an kleinere Gemeinden übertragen werden.
Dies ermöglicht Gemeinden den Zugang zu innovativen digitalen Lösungen ohne hohe Eigeninvestitionen und stellt sicher, dass keine Gemeinde technologisch abgehängt wird.
4. Klare Rechtsrahmen für interkommunale Kooperationen
Eine standardisierte Rechtsform (z. B. Genossenschaften oder Kooperationsverträge) kann gemeinsame Digitalprojekte beschleunigen.
Dies fördert langfristige Partnerschaften und eine effizientere Nutzung von Ressourcen.
5. Kundenzentrierung als Leitprinzip der digitalen Verwaltung
Digitale Verwaltungsdienste müssen sich kontinuierlich an die Bedürfnisse der Bürger:innen anpassen.
Agile Methoden und regelmässige Nutzerfeedbacks verbessern die Servicequalität und steigern die Akzeptanz digitaler Angebote.
6. Proaktive Verwaltungsdienste reduzieren Bürokratie
Automatisierte Berechtigungen (z. B. für Prämienverbilligungen) sparen Zeit und Ressourcen und verbessern den Bürgerservice.
Ein proaktiver Ansatz entlastet Bürger:innen und Verwaltung gleichermassen und trägt zur Akzeptanz digitaler Lösungen bei.
Herausforderungen und Risiken
Die Studie konnte mehrere Herausforderungen und Risiken identifizieren, welche in der Lage wären, die digitale Transformation der Verwaltung zu gefährden:
• Digitale Ungleichheit zwischen Gemeinden: Ohne gezielte Unterstützung drohen kleinere, finanzschwächere Gemeinden technologisch zurückzufallen.
• Wissenskonzentration und mangelnde Bürgerbeteiligung: Fehlende niederschwellige digitale Angebote könnten dazu führen, dass Verwaltungskompetenz und digitale Entscheidungsfähigkeit in wenigen Institutionen oder Unternehmen konzentriert bleiben.
• Koordinationsdefizite: Eine fehlende übergeordnete Steuerung könnte dazu führen, dass Digitalisierungsmassnahmen ineffizient oder isoliert umgesetzt werden.
Steuerung und Koordination als Schlüssel zur Umsetzung: Empfehlungen und Fazit
Die Digitale Verwaltung Schweiz (DVS) spielt eine zentrale Rolle in der Steuerung und Koordination der digitalen Transformation. Deshalb werden in der Studie folgende Empfehlungen abgegeben:
Eine verstärkte nationale Koordination durch die DVS, um Synergien zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden zu maximieren.
Den intensiveren Austausch zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft, um Innovationspotenziale besser zu nutzen.
Die gezielte Unterstützung kleinerer Gemeinden, um eine faire digitale Entwicklung sicherzustellen.
Die Quintessenz? Abschliessend kann gesagt werden, dass die Zusammenarbeit als Erfolgsfaktor der digitalen Verwaltung verstanden wird. Demzufolge kann die digitale Transformation in der Schweiz ausschliesslich durch enge Kooperationen und einem gemeinsamen Verständnis von digitalen Standards und Innovationen gelingen. Die Studie nennt folgende zentrale Erfolgsfaktoren:
Einheitliche digitale Standards für eine effiziente und interoperable Verwaltung.
Kantonale Vorfinanzierung digitaler Projekte zur Gleichstellung aller Gemeinden.
Klare Rechtsgrundlagen für interkommunale Kooperationen und Ressourcenteilung.
Kundenzentrierung als oberstes Prinzip, um die Akzeptanz digitaler Services zu steigern.
Proaktive Verwaltungsdienste, die Bürokratie abbauen und die Effizienz erhöhen.
Haben Sie Fragen zur Studie Res Publica Digitalis oder möchten mit uns gemeinsam eine Studie produzieren? Unsere Experten stehen Ihnen gerne zur Verfügung und freuen sich über eine Kontaktaufnahme.