Kontakt

Dr. Pascal Sieber & Partners AG

Laupenstrasse 45

3008 Bern

1 Schwanengasse
Bern, BE, 3011
Switzerland

+41 31 566 93 00

Von Daten zu Taten: Wie Datendurchgängigkeit Unternehmen nachhaltiger macht

News

Von Daten zu Taten: Wie Datendurchgängigkeit Unternehmen nachhaltiger macht

Viktoria König

Nachhaltigkeit als Potential

Eine der dringendsten Herausforderungen unserer Zeit ist der unaufhaltsame Fortschritt des Klimawandels, der uns alle betrifft. Diese Situation eröffnet jedoch auch ein enormes 'grünes' Potential für Innovation und Wachstum. In diesem Kontext nehmen Wirtschaft und Staat eine Schlüsselrolle ein, um durch nachhaltige Massnahmen nicht nur Risiken zu minimieren, sondern auch als Gewinner:in aus dieser globalen Veränderung hervorzugehen.

Abbildung 1: Motivation für ein Nachhaltigkeitsreporting (Basierend auf TFS (collaborative approach to sustainable procurement, https://www.tfs-initiative.com/what-we-do)

Gartner (Sustainable Business Strategy, https://www.gartner.com/en/insights/sustainable-business) und SWISSMEM (Nachhaltigkeit, https://www.swissmem.ch/de/themen/nachhaltigkeit.html) zeigen, dass Nachhaltigkeit vermehrt ein Alleinstellungsmerkmal ist und ein signifikanter Wettbewerbsvorteil darstellt. Damit Unternehmen diesen Vorteil geltend machen können, müssen sie ein Nachhaltigkeitsnachweis vorweisen. Diese Nachweise sind oft komplex und aufwendig zu erstellen - das bring aber auch Vorteile mit sich. Die Prozesse werden dabei End-to-End betrachtet und tragen zur kontinuierlichen Verbesserung der Unternehmensprozesse bei, vor allem in der Datendurchgängigkeit.

Herausforderungen von heute

Die Thematik der Nachhaltigkeit hat in der Wirtschaft und Politik eine immens wachsende Bedeutung erlangt und erregt kontinuierlich grosses Aufsehen. In diesem komplexen Umfeld ist es von zunehmender Wichtigkeit, zwischen den unzähligen Nachrichten, politischen Entscheidungen, Normen und Prognosen zu unterscheiden, um einen fundierten Überblick zu erlangen. Dabei sind die Branchenstandards, welche sich gerade am Entwickeln sind, einen wertvollen Anhaltspunkt. Diese Standards nehmen gezielt Bezug auf relevante politische Entscheidungen und verfolgen das Ziel, die gesamte Branche auf ihrem Weg in Richtung Nachhaltigkeit voranzubringen. In der Abbildung 2 ist eine Übersicht der Gesetzeslandschaft mit dem Fokuspunkt auf das Schweizer- und europäische Gesetz.

Abbildung 2: Relevante Gesetzgebungen

Das EU-Recht verpflichtet alle Grossunternehmen und alle börsennotierten Unternehmen (mit Ausnahme von börsennotierten Kleinstunternehmen) zur Offenlegung von Informationen über die Risiken und Chancen, die sich aus sozialen und ökologischen Fragen ergeben, sowie über die Auswirkungen ihrer Tätigkeiten auf Mensch und Umwelt. Dies hilft Anlegern, Organisationen der Zivilgesellschaft, Verbraucher:innen und anderen Stakeholdern, die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu bewerten, und ist Teil des europäischen Green Deal.

Am 5. Januar 2023 tritt die Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) in Kraft. Diese neue Richtlinie modernisiert und verschärft die Regeln für die sozialen und ökologischen Informationen, die Unternehmen berichten müssen. Ein breiterer Kreis von Grossunternehmen sowie börsennotierte KMU werden nun verpflichtet sein, über Nachhaltigkeit zu berichten - insgesamt etwa 50’000 Unternehmen.

Die neuen Vorschriften werden sicherstellen, dass Investoren und andere Interessengruppen Zugang zu den Informationen haben, die sie benötigen, um Investitionsrisiken aufgrund des Klimawandels und anderer Nachhaltigkeitsthemen zu bewerten. Schliesslich werden die Kosten der Berichterstattung für die Unternehmen mittel- bis langfristig durch die Harmonisierung der zu liefernden Informationen gesenkt. Die ersten Unternehmen werden die neuen Regeln erstmals im Geschäftsjahr 2024 für Berichte anwenden müssen, die im Jahr 2025 veröffentlicht werden, siehe Abbildung 2.

Ein exemplarischer  Branchenstandard ist die "Together for Sustainability (TfS)", eine Initiative, die ihren Fokus auf die Chemiebranche legt. Innerhalb dieser Initiative wird versucht, durch gemeinsame Anstrengungen und Kooperationen Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit zu erzielen. Trotz der Vielfalt von Nachhaltigkeitsnachweisen steht jedoch die Beschaffung und Verarbeitung der erforderlichen Daten für das Nachhaltigkeitsreporting als eine erhebliche Herausforderung im Raum. Die Qualität und Vollständigkeit der von Unternehmen bereitgestellten Daten sind häufig unzureichend. Unternehmen, die über eine systematische Prozess-, Daten- und Applikationsarchitektur verfügen, sehen sich hierbei mit deutlich geringeren Hindernissen konfrontiert im Vergleich zu Unternehmen, die keine IT-Architektur etabliert haben. Eine IT-Architektur bezeichnet die strukturelle Gestaltung und Organisation von IT-Systemen und -Prozessen, um deren Funktionalität, Effizienz und Skalierbarkeit sicherzustellen.

Daher ergibt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Datenqualität und -verfügbarkeit einerseits und der Aussagekraft der erzeugten Nachhaltigkeitsnachweise andererseits. Die Verwendung einer maroden Datenbasis kann die Glaubwürdigkeit und Relevanz dieser Nachweise erheblich beeinträchtigen. Die Notwendigkeit, diese Datenlücken zu schliessen und gleichzeitig die unternehmensinterne Datenstruktur zu verbessern, wird somit zu einer drängenden Aufgabe für Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsziele effektiv kommunizieren und verfolgen möchten.

Wieso sind viele Schweizer:innen KMUs betroffen?

Kleinere Unternehmen, die nicht der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) unterliegen, sind gesetzlich nicht verpflichtet, CSRD zu erfüllen. Sie können jedoch auf freiwilliger Basis Nachhaltigkeitsberichte erstellen, um ihr Engagement für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zu demonstrieren und das Vertrauen ihrer Kund:innen und Stakeholder zu stärken.

Grossunternehmen verlangen von ihren Lieferant:innen und Partner:innenunternehmen Nachhaltigkeitsdaten zu erheben und zu veröffentlichen. Wenn kleinere Unternehmen als Zulieferer:innen oder Partner:innen grösserer Unternehmen agieren, kann von ihnen verlangt werden, Nachhaltigkeitsdaten in einem bestimmten Format oder nach bestimmten Standards zu erheben und zu berichten, um die Anforderungen ihrer Kund:innen zu erfüllen.
Dies kann für kleinere Unternehmen eine Herausforderung darstellen, da sie möglicherweise nicht über die Ressourcen oder das Fachwissen verfügen, um umfassende Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen. Daher können kleinere Unternehmen in dieser Situation die Unterstützung von Beratungsunternehmen, Branchenverbänden oder anderen Organisationen in Anspruch nehmen, um ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern und die Anforderungen ihrer Kund:innen zu erfüllen.

Insgesamt kann es für kleinere Unternehmen von Vorteil sein, sich aktiv mit Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung zu befassen und freiwillige Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen, um ihr Engagement für diese Themen zu demonstrieren und Vertrauen bei ihren Kund:innen und Stakeholdern aufzubauen.

Vorgehen sieber&partners

Das Vorgehen von sieber&partners kann folgende vier Schritte unterteilt werden:

Abbildung 3: Vorgehen sieber&partners

Business Use Cases erfassen und bewerten

Für die zukünftige, effektive Nutzung der Nachhaltigkeitsdaten werden in einem ersten Schritt, mit allen relevanten Stakeholdern potenzielle Business Use Cases (BUC) ermittelt. Die BUC werden anschliessend in Nutzenfelder eingeteilt sowie auf die Nachhaltigkeits-Strategie gemappt und entsprechend gewichtet.

Diese erfassten BUC werden nach der Machbarkeit und dem Nutzen priorisiert. So ergibt sich eine Liste mit zentralen BUC, Abbildung 4. Bei der Priorisierung müssen folgende ergänzende

  • Faktoren beachtet werden:

  • Regulatorische Auflagen erfüllen

  • Nachhaltigkeitsbericht automatisiert erstellen

  • Lieferkette in Bezug zur Nachhaltigkeit optimieren

  • Kundenverhaltensanalyse für nachhaltigere Produkte durchführen

  • Produktlebenszyklusanalyse vertieft verstehen

IST-Zustand definieren

Die priorisierten Business Use Cases werden mit der Erarbeitung von Data Journeys und dem Data Platform Blueprint vollständig erfasst. Das heisst, es werden alle relevante Datenquellen und Applikationen aufgelistet. In der Abbildung 5 sind zwei beispielhafte Data Journeys in blau und rot aufgezeigt, wie Informationen von der Quelle bis zur bzw. zum Kund:in gelangen.

Für die unterschiedlichen Kund:innen (interne und externe) werden auf dem identischen Data Plattform Blueprint die unterschiedlichen Data Journeys erfasst.

Abbildung 5: Data Platform & Data Journeys

Für die Identifikation aller relevanten Datenflüsse und Systeme wird eine detaillierte SIPOC-Analyse durchgeführt. SIPOC ist eine einfache und zugleich sehr effektive Methode zur Analyse von Prozessen, und um sich schnell einen Überblick über alle Hauptelemente eines Prozesses zu verschaffen (Zuliefer:in (Supplier), Input, Prozess, Output, Kund:in (Customer).Damit werden alle relevanten Punkte für einen Data Journey erfasst, Abbildung 6.

Abbildung 6: SIPOC Analyse der Webscraping Data Journey

Soll-Zielbild erarbeiten

Basierend auf den priorisierten Business Use Cases und der IST-Situation wird ein Soll-Data Platform Blueprint erarbeitet. Dabei gilt es auch übergeordnete Faktoren wie die Unternehmensstrategie, Branchen Standards und deren Ziele zu berücksichtigen, damit das Soll-Zielbild mindestens mittelfristig valide ist.

Konkret werden die Business Use Cases als Data Journeys auf dem Data Platform Blueprint eingefügt, dabei werden Lücken und mögliche Doppelspurigkeiten identifizieren. Diese Unbekannten können als Black-Box betrachtet werden und werden beim nächsten Schritt, der Ausarbeitung des Umsetzungsplans, benötigt.

Umsetzungsplan erstellen

Mit den identifizierten Lücken zwischen dem Ist-Zustand und Soll-Zustand wird ersichtlich, wo und im welchen Grössenordnungen Projekte lanciert und Massnahmen getroffen werden müssen. Mit dieser konklusiven Bedarfserhebung bis hin zu den Massnahmen wird der Investitionsschutz sichergestellt und das Unternehmen kann gezielte und effektive Massnahmen treffen.

Handlungsempfehlung

Ein Nachhaltigkeitsreporting ist wie ein Kompass – ohne diesen wissen Unternehmen nicht, wo sie sich befinden und können die Auswirkungen von Massnahmen nicht nachweisen. Die Basis für ein robustes und zuverlässiges Nachhaltigkeitsreporting ist die Datendurchgängigkeit.

Empfehlung 1 – Erstelle Business Use Cases und ein Zielbild für das erwünschte Nachhaltigkeitsreporting. Ein gemeinsames Zielbild schafft Klarheit bei solch einem komplexen Thema und ein gemeinsames Verständnis für das Vorhaben. So werden realistische Erwartungen zwischen den Stakeholdern geschaffen.

Empfehlung 2 – Die branchenüblichen Standards und Pflichten bezüglich Nachhaltigkeit kennen. Dabei empfiehlt es sich die Änderungen und Trends zu erkennen und diese aufmerksam zu verfolgen. So werden Risiken und Chancen frühzeitig erkennt und entsprechende Massnahmen können eingeleitet werden. Ein pragmatischer Ansatz hilf in diesem populären Thema.

Empfehlung 3 – Data Journeys und Data Plattform Blueprint. Mit dieser Methode können die bereits im Unternehmen vorhandenen Daten identifiziert und genützt werden. Diese holistische Sicht auf die Daten ermöglicht es ein nachverfolgbaren und teilautomatisierten Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen.